Für den VfL Lübeck-Schwartau ging am Ende der 2. HBL-Saison alles gut aus. Nach 34 Spielen steht der VfL auf Rang 12 und hat nur zwei Punkte weniger als in der Saison zuvor. Cheftrainer David Röhrig sprach im Interview zum Saisonende über die verschiedenen Phasen der Saison und auch über die kommende Saison.
Moin David, Es war wohl mit Abstand die spannendste Saison in der Geschichte der 2. Handball Bundesliga. Wie hast du speziell das Finale der Saison erlebt?
Das war schon sehr nervenaufreibend. Positiv war, dass wir in den letzten Wochen konstant gepunktet haben und wussten, dass wir es auch selber schaffen können. Aber gleichzeitig hat eben auch die Konkurrenz dauerhaft gepunktet. Das hat natürlich für maximale Anspannung gesorgt, denn wir wollten nicht in die dritte Liga absteigen, sondern unbedingt in der zweiten Liga bleiben, weil wir davon überzeugt sind, dass wir, die Fans und der Verein dorthin gehören. Umso größer war natürlich die Erleichterung, als es dann geschafft war.
Der Saisonstart des VfL war furios: Kurzzeitig Platz 2, um ein Haar Hannover aus dem Pokal geworfen. Zur Rückrunde folgte dann ein Einbruch. Wo siehst du die Gründe für diese Unterschiede in der Leistung?
Am Anfang hatten wir eine Phase, in der einfach alles lief. Alle waren fit, wir hatten Selbstvertrauen und den Flow. Dann hatten wir aber auch Phasen im Herbst und eine im Frühjahr, in denen auf einmal Niederlagen dazukamen. Man hat gemerkt, dass auf einmal alles gegen einen läuft und nichts mehr klappt. Wenn dann eine Liga so eng beieinander ist, dass jeder jeden schlagen kann, reichen 10 % weniger Selbstvertrauen, 10 % weniger Timing, und schon reicht das aus, dass du gewinnst oder eben verlierst.
Wir haben nach dem Abgang von Finn Kretschmer und der Verletzung von Rasmus zu Saisonbeginn Thore Heinemann und Paul Holzhacker aus der 3. Liga ins Team geholt, die die 2. Liga aufgemischt haben. Was zeichnet diese beiden Spieler aus?
Ich glaube, was beide Spieler gemeinsam haben, ist zum einen eine wahnsinnige Teamfähigkeit, weshalb es auch sehr leicht war, beide zu integrieren. Darüber hinaus haben sie natürlich auch eine ganze Menge Ehrgeiz und Talent. Außerdem haben sie, glaube ich, direkt viel Emotionen in die Halle gebracht und sich in die Herzen der Fans gespielt. Das zeigt auch, wie stark die dritte Liga in Deutschland ist, dass es auch andere Spieler mit diesem Potenzial gibt. Ich bin froh, dass wir die beiden für uns gewinnen konnten und hoffe, dass sie noch lange für uns auflaufen werden.
An insgesamt 7 Spieltagen standen wir auf einem Abstiegsplatz, dennoch konntest Du ruhig und ohne Druck arbeiten. Die Fans haben die Situation frühzeitig verstanden und auch seitens der Vereinsführung wurde Ruhe ausgestrahlt. Wie viel Wert war das für dich und das Team?
Der Rückhalt, den wir im Verein und im Umfeld von unseren Fans für unsere Arbeit erfahren haben – sowohl für mich als Trainer als auch für die Arbeit der Mannschaft – ist, wie ich schon häufiger erwähnt habe, bemerkenswert. Das ist für mich einer der entscheidenden Faktoren, warum wir es unter diesem Druck am Ende geschafft haben. Wir konnten in Ruhe arbeiten, weil wir von Aktionismus abgesehen haben und immer versucht haben, sachlich zu analysieren, was der nächste Schritt bzw. die nächste Aufgabe ist. Das bedeutet nicht, dass wir nicht auch kritisch analysieren. Wir sprechen miteinander, aber eben auf einer sachlichen und nicht panischen Ebene. Das weiß ich wahnsinnig zu schätzen und glaube, dass das für uns in Lübeck und Schwartau ein absoluter Standortvorteil ist.
Was glaubst du nimmst du persönlich und dein Team aus dieser verrückten Saison mit?
Ja, die Mannschaft, wir als Verein und ich als Trainer haben natürlich viele knifflige Drucksituationen gemeinsam durchgestanden. Das schweißt zusammen und ist lehrreich für die Zukunft. Wenn man wieder unter ähnlichem Druck agieren muss, kann man auf diese Erfahrungswerte zurückgreifen. Es schärft aber auch die Sinne dafür, wie hart wir weiterarbeiten müssen, um in der zweiten Liga zu bestehen. bleiben zu können. Das ist wichtig. Ich glaube, es ist ganz wichtig zu verstehen, wie hoch das Level der Gegner ist, wie fleißig, wie motiviert und wie innovativ wir arbeiten müssen, um diesen Standort hier zu erhalten. Und ich glaube, das kann auch noch einmal eine große Motivation für die nächsten Jahre sein.
Wie groß ist die Vorfreude bei dir, im Sommer mit einem nahezu unveränderten Team weiterarbeiten zu können?
Das ist tatsächlich eine Situation, die ich hier in Lübeck noch nicht kenne: dass wir mal keinen riesigen Umbruch haben. Das freut mich sehr, weil wir im Sommer ausschließlich Spieler geholt haben, die ganz neu auf diesem Level, ganz neu in der zweiten Liga sind. Von denen verspreche ich mir natürlich auch, dass sie, wenn sie jetzt die Liga kennen, jetzt reflektieren können, dann können sie auch stabiler agieren und wir können viele Automatismen entwickeln. Wir können darauf zurückgreifen, was es uns hoffentlich ermöglicht, im Sommer Schritte nach vorne zu machen, anstatt wieder von vorne anfangen zu müssen. Das ist eine Situation, die ich sehr positiv sehe.